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Schwäbische Zeitung vom 11.12.2007

Evangelische Stadtkirche
Adventskonzert wird zu einem intensiven Erlebnis


Von unserem Mitarbeiter Ulrich Höflacher

RAVENSBURG - Dass man sich durchaus auf das Wesentliche besinnen kann, hat ein Konzert am Sonntagabend in der evangelischen Stadtkirche Ravensburg gezeigt. Das "Oratorium im Advent" von Hans Georg Bertram, aufgeführt unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Michael Bender, zeigte den Advent von seiner herausfordernden Seite.

Sechs sehr unterschiedliche Kantaten wurden in Bachscher Manier zu einer Kantate zusammengefügt und erlebten in dieser Zusammenstellung ihre Uraufführung. Die Kantaten umfassen dreißig Jahre kompositorisches Schaffen und sind zu völlig unterschiedlichen Anlässen entstanden. Hans Georg Bertram hat Texte und Lieder von hoher Qualität benutzt, um die Botschaft des Advents zu verkünden.

So kombiniert er ein fröhliches amerikanisches Weihnachtslied mit dem abgründigen Adventschoral "Es kommt ein Schiff geladen" in dem es heißt, dass wir mit Jesus sterben müssen um mit ihm aufzuerstehen. Das ist starker Tobak in der kommerzialisierten Adventszeit. Oder es heißt: "löscht alle künstlichen Lichter aus, es leuchtet uns nur das Kind. Wer das Kind nicht sieht, ist blind". Es führt an diesen Wahrheiten kein Weg vorbei. Doch so heißt es in einem vertonten Gedicht von Käthi Hohl-Hauser: "Gottes Hoffnung ist nicht gestorben. Sie lebt in dir und in jedem neugeborenen Kind".

Spannungsreiches Werk

Diese Ehrlichkeit der Texte ließ diesen Abend zu einem tiefen Erlebnis werden. Der Komponist verfügt zudem über eine ausdrucksstarke musikalische Sprache. Sie reicht von Anklängen an die Barockmusik bis zur Atonalität . Dies macht das 75 Minuten dauernde Werk auch in dieser Hinsicht spannungsreich.

Souverän und ausdrucksstark

Die Realisierung des "Oratoriums" in Anwesenheit des Komponisten war ein weiterer Glanzpunkt des Abends. Die Kantorei an der evangelischen Stadtkirche meistert auch schwierige atonale Chorpartien überzeugend und ausgewogen. Erfrischend der Gesang der 15 Choristen der Singschule. Den Instrumentalpart bewältigten mit gewohnter Zuverlässigkeit Mitglieder des Oberschwäbischen Kammerorchesters.
Zu ihnen gesellten sich drei souverän spielende Instrumentalsolisten mit Katrin Stüble (Oboen), Johanna Schwarzl (Flöte) und Benedikt Immerz (Vibraphon). Der leichte und schlanke Sopran von Tiziana Colombo gab dem "Magnificat der Tränen" besondere Ausdruckskraft. Michael Bender dirigierte nicht nur die Aufführung mit großer Umsicht, sondern ließ sich auch als Organist hören.
Am Gelingen der Aufführung hatte zudem wesentlichen Anteil Wolfgang Frommlet, der mit sonorer und ausdrucksstarker Stimme in "Ich laufe den Adventsweg" und "Wir sehen dir entgegen" die Sprecherrolle übernommen hatte.

Faire Preise

Das informative Programmheft und die fairen Eintrittspreise gehörten zu den erfreulichen Rahmenbedingungen. Ob man allerdings ein "Oratorium" an diesem Abend erlebte, darf man bezweifeln. Dazu waren die einzelnen Kantaten zu heterogen. Eindrücklich waren sie allemal.




Evangelischer Kirchenverband Köln und Region
Artikel vom 09.06.2007

"Dass du dich wundern wirst... " - Oratorium von Hans Georg Bertram mit Texten von Dorothee Sölle und anderen während des DEKT

Das Publikum wurde Teil des Oratoriums, das Hans Georg Bertram 2006 für Sprechstimme, Gemeindegesang und Orgel komponiert hat.

Flink fliegen die Finger über das Orgelmanual. Den Mann, der hier spielt, sieht niemand. Die wuchtige Empore von St. Aposteln am Neumarkt verdeckt Hans Georg Bertram vor neugierigen Blicken. Seine Musik hingegen dringt bis in den letzten Winkel des massiven Gotteshauses, spielt um die Säulen der spätromanischen Kirche und hallt in den Höhen des Kirchenschiffs wieder.

Während außerhalb der dicken Mauern die Straßenbahnen im Minutentakt ankommen und abfahren, tausende Menschen über den Neumarkt strömen und in der sommerlichen Hitze schwitzen, ist hier eine Oase der Ruhe. Und am Freitagnachmittag haben sich viele Besucherinnen und Besucher des Kirchentags in diese Oase zurückgezogen. Sie lauschen dem Oratorium von Hans Georg Bertram. "Dass du dich wundern wirst, oder die Frage nach der Rückkehr ins Paradies", aber sie hören nicht nur zu, sie sind Teil des Oratoriums, das Bertram 2006 für Sprechstimme, Gemeindegesang und Orgel komponiert hat.

Heute spielt er selber die Orgel. Die Gemeinde, das sind die Besucher des Kirchentags, die selbst zu Mitwirkenden werden, wenn sie "Befiehl du deine Wege" singen. Immer im Wechsel zu den meditativen Orgelfantasien Bertrams und den Rezitationen, die Susanne Pertiet vom Ambo aus vorträgt. Das Oratorium wird zu einer gemeinsamen, meditativen Arbeit. Orgelempore, Ambo, Gemeinde: drei Stationen die immer im Wechsel agieren.

Dieser Wechsel ist inhaltlich von Bertram beabsichtigt. Denn: In diesem Oratorium stehen sich der Gemeindegesang - so das "Befiehl du deine Wege" von Paul Gerhardt - und die Texte von Marie Luise Kaschnitz und Dorothee Sölle gegenüber, verbindendes Element ist das Orgelspiel.

Das bekannte Kirchenlied Gerhardts war auch die Grundlage für Hans Georg Bertrams Orgelfantasien in denen er zwei Versionen des Liedes aufgreift, interpretiert und schließlich zusammenwirkt. Weiter in diese Thematik, also der Frage nach der Rückkehr ins Paradies, führte das Gedichte "Kain und Abel" von Dorothee Sölle.

Umrahmt wurde das Oratorium durch das geistliche Konzert "Das Wort Gottes ist lebendig", das Bertram bereits 1980 komponiert hatte. Darin verarbeitet ist die Textstelle aus dem Hebräer-Brief, das zum Motto des Kirchentags wurde: "Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer", gesungen vom Markusvokalensemble der Evangelischen Kirchengemeinde Porz [1], unter Leitung von Thomas Wegst, und mit dem Solisten Gabor Janosi an der Trompete.

Das Konzert in St. Aposteln war gut besucht, Sitzplätze blieben kaum frei. Die Kühle, die durch die dicken Kirchenmauern im Inneren herrschte, der Duft der Kerzen und des Weihrauchs unterstützten die meditative Stimmung, die besonders durch Bertrams Orgelspiel hervorgerufen wurde. Das sah auch Bertram so: "Es ist für mich eine große Freude, in dieser Kirche und an dieser Orgel zu musizieren."

Der Artikel enthält Verweise auf die folgenden Webseiten

[1] http://www.kirche-porz.de/

Text: Lutz Blumberg




Esslinger Zeitung vom 02.07.2007

Bei Orgelklängen zur Ruhe finden


ESSLINGEN: Lange Orgelnacht in der Stadtkirche im Zeichen von Buxtehude, Gerhardt und Langlais - Lesung verstorbenem Bernard Tewes gewidmet
Rainer Kellmayer


Wer der oft etwas steifen Atmosphäre klassischer Konzerte nichts abgewinnen kann ist bei der „Orgelnacht von acht bis acht“ genau richtig. Bei diesem Konzertmarathon können die Besucher nach eigenem Gusto kommen und gehen, werden nicht nur musikalisch und literarisch, sondern auch mit leiblichen Genüssen verwöhnt, und finden in der besonderen nächtlichen Stimmung der Stadtkirche zur Ruhe.Bereits zum zehnten Mal luden die Organisatoren Hanna und Uwe Schüssler zusammen mit Hans Georg Bertram in St. Dionys zur langen Orgelnacht ein. Das Angebot wurde bestens angenommen - bis in die späten Nachtstunden hinein war die Kirche gut besucht. Wie immer wurde den Künstlern, die das zwölfstündige Programm bestritten, Themen zur Ausrichtung der programmatischen Inhalte vorgegeben. Diesmal war es der 400. Geburtstag von Paul Gerhardt, der 300. Todestag von Dietrich Buxtehude und der 100. Geburtstag des bekannten französischen Organisten und Komponisten Jean Langlais.Traditionsgemäß stand die Orgel im Zentrum der musikalischen Vorträge. Mit Langlais ' „Incantation pour un Jour Saint op. 64“ eröffnete Tobias Horn den musikalischen Staffellauf. Diesem Opus stellte er Choralbearbeitungen von Johann Sebastian Bach und Charles-Marie Widors gewaltige 10. Orgelsymphonie gegenüber. Annelore Münzmay widmete sich Dietrich Buxtehudes „Passacaglia in d“ und ließ dann bei einer Auswahl aus Jean Alains „Préludes profanes“ die Stadtkirchenorgel in der ganzen Klangpracht ihrer Register erstrahlen. Zum besonderen akustischen Erlebnis wurde die Musik für drei Orgeln. In konzertierter Aktion von Truhenorgel, Positiv und großer Orgel entwickelten Hanna und Uwe Schüssler und Hans Georg Bertram bei Kompositionen von Bernardo Pasquin über Béla Bartók hin bis zu Astor Piazzola interessante Farbspiele. Mal überlagerten sich dabei die charakteristischen Klänge der verschiedenen Orgeln, mal wurden die musikalischen Sequenzen im dialogischen Miteinander aneinandergereiht, und bei Vertonungen von Paul-Gerhardt-Liedern beeindruckte die mannigfach variierende Tonsprache der verschiedenen Kompositionen.

Zeitgenössisches und Traditionelles

Johannes Zimmermann stellte zeitgenössische Orgelkompositionen neben Traditionelles. Roland Eckert und Katrin Beck breiteten ein Kaleidoskop der Orgelmusik von der Renaissance bis in unsere Tage hinein aus. Uwe Schüssler stellte Choralbearbeitungen zu Liedern Paul Gerhardts vor, und Susanne Pertiet stellte mit dem Organisten Gerhard Paulus in Hans Georg Bertrams Oratorium „Dass du dich wundern wirst“ die Frage nach der Rückkehr ins Paradies.
Lesungen von Susanne Pertiet setzten Ruhepole, und Beate Schleth und Hans Georg Bertram beleuchteten in ihrer - dem kürzlich verstorbenen Bernard Tewes gewidmeten - Lesung die bis heute ungebrochene Faszination, die von den Gedichten Paul Gerhardts ausgeht. Klangliche Kontraste setzten die Violinisten Matthias Neundorf und Bärbel Weber, und Klaus Sebastian Dreher entwickelte in der Eigenkomposition „. . . wie ein Adler sein Gefieder . . .“ mit seinem Schlagzeug eine Paraphrase auf die ambivalente Gestalt der Vögel.
Großer Beliebtheit erfreuten sich wieder die Orgelführungen. Unter der sachkundigen Anleitung von Annelore Münzmay und Orgelbaumeister Christian Reichel wurden die Besucher mit den vielfältigen klanglichen Möglichkeiten der Stadtkirchenorgel vertraut gemacht, auch erkundeten sie das Fernwerk des Instrumentes.




Esslinger Zeitung vom 12.03.2007

Um sich kreisend und noch dazu tröstlich

ESSLINGEN: Bach und mehr in der Stunde der Kirchenmusik

Von Jürgen Hartmann


Ein beachtliches Pensum hatte die Geigerin Ulrike Dobmeier in der Stunde der Kirchenmusik abzuarbeiten, die das Orchester des Oratorienvereins Esslingen am Samstag in der Stadtkirche St. Dionys gestaltete. Zwar ist die Sologeige in den Violinkonzerten Johann Sebastian Bachs - von denen jene in E-Dur (BWV 1042) und a-Moll (BWV 1041) musiziert wurden - nicht hauptsächlich virtuoser Alleingänger, sondern Erster unter Gleichen, was sich auch darin widerspiegelte, dass Jörg Dobmeier in diesen Stücken am Cembalo saß und das Orchester von dort aus dezent anleitete. Vorgestellt wurde eine gediegene, ernsthafte Interpretation, die eher die schwermütigen Seiten Bachs herauszuarbeiten schien.

Ausdruck von Respekt

Im Mittelpunkt des gut besuchten Konzerts stand indes ein neues Werk für Violine und Streichorchester: Hans Georg Bertrams „Konzert ohne und mit B-A-C-H“. Der auch als Komponist fleißige Stadtkirchenorganist hat in diesem Stück ein interessantes Konzept verwirklicht. Die berühmte, schon von Bach als musikalisches Abbild seines Nachnamens verwendete Tonfolge hat Bertram nämlich im ersten Abschnitt (Elegie) seines zweiteiligen Werks gerade nicht genutzt. Das bewusste Aussparen, vielleicht auch ein Ausdruck von Respekt, erschließt sich dem Hörer jedoch nur nach Lektüre der vom Komponisten hinzu gegebenen Anmerkungen oder in der Rückschau: Der zweite Teil nämlich, Rhapsodie genannt, stellt eben das B-A-C-H-Motiv dem aus dem ersten Satz gewonnenen musikalischen Material in schroffer Pracht gegenüber.
Hans-Georg Bertrams Konzertstück ist sehr abwechslungsreich: Mal vorwärts drängend, mal stockend, dann wieder einsam um sich kreisend und noch dazu tröstlich. Man kann es nämlich auch als instrumentalen Trauergesang um Johann Sebastian Bach verstehen, der sich gegen Ende in Zuversicht wendet. Das Orchester des Oratorienvereins, hier mit Jörg Dobmeier am Dirigentenpult, spürte den Absichten des Komponisten höchst aufmerksam nach und assistierte klangschön der Solo-Violine von Ulrike Dobmeier, die hier mit vielfältiger, virtuoser Tonerzeugung zu glänzen wusste.
Da die Stunde der Kirchenmusik in Esslingen nicht zuletzt ein Gottesdienst ist, konnte die Gemeinde nicht nur zur exquisiten Streicherbegleitung selbst singen, sondern auch ein von Hans-Georg Bertram melancholisch arrangiertes Choralvorspiel zu „Jesu, meine Freude“ genießen - passend zur Passionszeit, aber fast ein wenig zu traurig für dieses durchaus zuversichtliche Lied.




Esslinger Zeitung vom 30.01.2007

Meditative Orgelwerke im Zeichen des Gedenkens

ESSLINGEN: Stunde der Kirchenmusik in St. Dionys mit Werken von Bach

Von Brigitte Gerstenberger


Auf Initiative des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog wurde der 27. Januar im Jahr 1996 zum Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus erklärt. In diesem Jahr wurde erstmals auch von der UNO weltweit zum Holocaust-Gedenktag aufgerufen. Im Zeichen des Erinnerns und Gedenkens stand die jüngste Stunde der Kirchenmusik in der Esslinger Stadtkirche St. Dionys, in der der renommierte Kirchenmusiker Hans Georg Bertram mit besinnlichen Werken von Johann Sebastian Bach brillierte.Im kraftvollen Orgelton eröffnete Hans Georg Bertram Bachs Fantasien in g-moll. Ausdrucksstark und schön artikulierte der Organist die unterschiedlichsten Ausdruckswelten Bachscher Musik und erschloss den Zuhörern so eine barocke Klanglandschaft. Feinfühlig und sanft fließend, aber auch temperamentvoll interpretierte er Klage und Trauer.Die Choralbearbeitungen „Wenn wir in höchsten Nöten sein“, „Vater unser im Himmelreich“ und das „Herzlich tut mich verlangen“ verwandeln Jammer und Zuversicht in fließenden Gesang. In „Jesu, meine Freude“, einer Begräbnismotette, eht es um die Wirklichkeit des Sterbens, einer Thematik, die zu Bachs Zeit ihren Ausdruck häufig in frommer Dichtung fand. Mit musikalischer Erfindungsgabe hat Johann Sebastian Bach die strengen Predigten des Heiligen Paulus an die Römer besonders kreativ harmonisiert. Hoffnung, Freude und Zuversicht, von Bertram technisch brillant ausgelotet. Mit großer Flexibilität beim Einsatz der Register erstrahlen sensible Lauffiguren und funkelnde Akkord-Passagen, bei denen die klangliche Reife der Orgel in der Stadtkirche St. Dionys großartig zur Geltung gebracht wurde.

Pforten der Erinnerung

Eingebunden in die expressiven musikalischen Gefühlsmomente war das Gedicht von Annegret Kronenberg, „Gewalt, immer wieder Gewalt, seit Menschengedenken Gewalt“. Worte der Nachdenklichkeit, die daran erinnerten, dass am 27. Januar vor 62 Jahren das Konzentrationslager Auschwitz durch alliierte Truppen der Roten Armee befreit wurde. Der Tag der Befreiung von Auschwitz markiert symbolisch auch das Ende der größten Barbarei der Geschichte.

Klagendes Gedenken mit Johannes Sebastian Bachs ausdrucksstarken meditativen Kompositionen, die nachdenklich stimmen und erinnern sollen auch an die Worte des Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel. Dieser fand anlässlich seiner Rede zum Holocaust-Gedenktag 2000 im Deutschen Bundestag mahnende Worte: „Die Pforten der Erinnerung zu öffnen - und gemeinsam unsere Überzeugung und Entschlossenheit zu bekunden, dass es höchste Zeit ist, dass Kain aufhört, seinen Bruder Abel zu ermorden.“






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